Das Wort „diversity“ ist derzeit in aller Munde. Diversity bezeichnet Vielfalt, die durch die Individualität verschiedener Menschen, die aufeinandertreffen, entsteht. Unterschiede oder Gemeinsamkeiten können dabei aus dem Alter, Geschlecht oder ethnischem bzw. kulturellen Hintergrund oder vielen mehr, entstehen.
Da unsere Gesellschaft immer diverser wird, ist es nicht verwunderlich, dass sich auch Unternehmen mit der Thematik des sog. Diversity Managements auseinandersetzen. Dieses sorgt dafür, dass die soziale, kulturelle und ethnische Vielfalt im Unternehmen gefördert wird und setzt sich mit Missständen auseinander.
Doch was bedeutet Diversity Management konkret für moderne Unternehmen? Welche Chancen und Herausforderung ergeben sich daraus?
Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns mit Bartosch Schweda, Geschäftsführer der Schweizer SThree Gesellschaft und Country Director, unterhalten.
Herr Schweda, was bedeutet Diversity im Unternehmen für Sie?
"Ich denke hier muss man differenzieren. Jedes Unternehmen, genauso wie mittlerweile große Teile unsere Gesellschaft oder auch unsere Freundeskreise sind auf die eine oder andere Weise divers.
Der Unterschied ist: Toleriert man diese Vielfalt einfach nur und sieht sie als eine gegebene Notwendigkeit an oder lebt und fördert man diese aktiv.
Eine Personalpolitik und Unternehmenskultur die nicht nur tolerant, sondern eben integrativ ist, definiert für mich Diversity im Unternehmen."
Welche Erfahrungen haben Sie bei SThree in Bezug diese Art von Diversity bisher gemacht?
"Ich habe bereits bei meinem Eintritt 2009 das Gefühl gehabt, dass SThree auf Chancengleichheit setzt. Es ging, völlig unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung usw. immer nur um die Leistung. Das hat mir damals sehr imponiert, weil die Thematik zu dieser Zeit noch nicht so relevant für das Unternehmensimage war wie heute.
Natürlich hat sich das Thema auch bei SThree noch weiterentwickelt. Es wurde mit der Zeit immer weiter professionalisiert und als eine feste Säule in Strategie und Firmenwerte verankert.
Zürich selbst ist ein gutes Beispiel dafür, wobei unser Büro es wirklich auf die Spitze treibt (lacht). Die Schweiz bietet alleine aufgrund der 4 offiziellen Landessprachen und entsprechenden Regionen nochmals andere Voraussetzungen. Zusätzlich ist Zürich ein Magnet für internationale Expatriates.
Meine Kollegen hier vor Ort haben Ihre Wurzeln in mehr als 20 Ländern. Ich selbst bin als Kind nach Deutschland migriert und später in die Schweiz.
Ich trage somit meinen Teil dazu bei. Unsere Corporate Language in Zürich ist zwar Englisch, ich glaube aber, dass Schweizerdeutsch, Deutsch, Französisch, Spanisch und ein Osteuropäischer Mix untereinander aktuell dominieren (lacht). Die Stimmung ist wirklich gut. Jeder hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Langweilig wird es bei uns sicher nie."
Wie wirkt sich heutzutage der Fachkräftemangel auf die Diversität in Unternehmen aus?
"Diversity Management spielt eine entscheidende Rolle, um dem Fachkräftemangel in den MINT-Berufen entgegenzuwirken.
Es ist praktisch unmöglich geworden, den hohen Bedarf an Ressourcen ausschließlich über lokale, regionale oder sogar nationale Fachkräfte abzudecken. Sie sind schlicht und ergreifend nicht in der Anzahl vorhanden, die man benötigen würde.
Wir haben daher in den letzten Jahren viele Unternehmen begleitet, die das erkannt haben und vermehrt auf ausländische Spezialisten setzen, zusätzlich zu den lokalen Ressourcen wohlgemerkt. Und das mit Erfolg."
Welche Chancen & Herausforderungen bieten diverse Teams?
"Neben der kulturellen Bereicherung und Atmosphäre, sehe ich den Vorteil in den unterschiedlichen Betrachtungsweisen und Perspektiven einer Problemstellung oder eines Projekts. Die Inklusion macht hier den Unterschied.
Menschen, die in einem diversen Arbeitsumfeld arbeiten, in dem sie sich auch entfalten können, sind innovativer und produktiver. Generell haben sie eine positivere Arbeitseinstellung.
Diversity Management steigert somit nicht zuletzt auch das Image des Unternehmens. Außerdem veröffentlicht McKinsey regelmäßig Studien zum Thema D&I aus denen auch hervorgeht, dass diverse Unternehmen profitabler sind.
Die Herausforderung von diversen Teams umschreibt man am Besten in einem Satz: Wie bekomme ich all diese Vielfalt unter einen Hut? Manchmal kollidieren die oben genannten verschiedenen Ansätze auch. Deswegen ist es wichtig, Diversity Management zu betreiben, um die diese besser verstehen, und als Team damit umgehen zu können.
Auf Diversity zu setzen benötigt natürlich einen gewissen Prozess. Dazu gehört unter anderem die Ziele, Prioritäten und Initiativen der unternehmensinternen D&I Strategie verständlich und greifbar an die Teams zu kommunizieren, und das konsequent und konstant. Der Return on Investment überwiegt meiner Meinung nach aber klar gegenüber den Herausforderungen."
Was kann man als Manager*in dafür tun, dass ein vielfältiges Team gut zusammenarbeitet?
"Ich denke, dass ein gemeinsames Ziel und eine klare Mission dabei am wichtigsten ist. Die Mitarbeiter müssen an das Team glauben und gemeinsam an einem Strang ziehen, um dieses zu erreichen. Das kann dabei helfen, kleinere Herausforderungen hinten an zu stellen.
Weiterhin muss eine Führungskraft immer mit gutem Beispiel voran gehen. Das ist meiner Ansicht nach die Grundvoraussetzung.
Es ist wichtig eine klare Linie in Bezug auf Gleichberechtigung und einen respektvollen Umgang miteinander zu fahren. Genauso wichtig ist es jedoch, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder Mitarbeiter Probleme ansprechen kann. Das gilt zwar generell aber auch insbesondere in Bezug auf Diversity."
Wie kann man Konflikte vermeiden?
"Konflikte sind ja kein exklusives Problem von Diversity, sondern sie treten überall auf, wo mehrere Menschen und Interessen zusammen treffen. Man muss sich mit ihnen sachlich und lösungsorientiert auseinandersetzen.
Es muss in einer Gruppe die Möglichkeit geben, angemessen kritisieren zu dürfen. Eine offene Kommunikation und Fehlerkultur im Unternehmen oder auch Abteilung ist Voraussetzung und steuert bereits früh zur Konfliktprävention bei."
Wie wird sich das Diversity Management in Zukunft verändern?
"Das Potential von strategischem D&I Management schätze ich als extrem groß ein. In den letzten Jahren hat es sich als eigenständige Disziplin entwickelt und etabliert. Es kann Unternehmen nicht nur dabei helfen, dem Fachkräftemangel im MINT Bereich erfolgreich entgegenzuwirken, sondern auch den Unternehmenserfolg steigern.
In Zukunft sollten mehr Daten und Analysen zur Verfügung stehen, die den Einfluss von D&I Maßnahmen und Initiativen auf verschiedene Aspekte der Arbeitswelt, und schlussendlich auf den Unternehmenserfolg, messbar machen.
Spätestens dann wird die Erfolgsgeschichte von D&I die nächste Etappe erreichen. Denn dann stehen neben der Gleichberechtigung als reine gesellschaftliche Komponente, oder der Imagepflege eines Unternehmens, zusätzlich harte wirtschaftliche Aspekte als Motivator im Fokus."
Vielen Dank für das interessante Interview, Herr Schweda!
Bartosch Schweda ist Geschäftsführer der Schweizer SThree Gesellschaft und als Country Director verantwortlich für die Bereiche Technology, Lifesciences und Engineering. Seine Laufbahn bei SThree hat vor 12 Jahren in Frankfurt begonnen. Zwischendurch war er 2 Jahre am Standort Düsseldorf tätig und ist nun seit 9 Jahren in Zürich.
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